DOKUMENTARFILM ÜBER KRIEG, GEWALT, BEDINGUNGSLOSE MUTTERLIEBE UND DAS RAUCHEN
Deutschland 2019 I 45 Minuten I Idee, Kamera, Schnitt: Ulrike Korbach
Der Dokumentarfilm "Nachts kommen die Bilder" begleitet die ehemalige Zwangsarbeiterin Czeslawa Wölfel in den letzten Monaten ihres Lebens.
Die alte Dame lebt in einem Altenheim bei Bielefeld. Es fällt ihr schwer, sich in ihrem neuen Zuhause zurechtzufinden. Keiner hat wirklich Zeit. Keine Zeit, die Rezepte ihrer polnischen Heimat
für die Nachwelt zu bewahren oder gar zu kochen. Und schon gar keine Zeit zum Zuhören. Dabei würde es sich lohnen, Geschichten aus mehr als 80 Jahren deutsch-polnischem Leben zu hören, in denen
die einzigen verlässlichen Faktoren Gewalt und die bedingungslose Liebe zu ihren Kindern waren.
Czeslawa wurde 1927 in Polen geboren und hätte auf das Gymnasium gehen können. Stattdessen aber führte sie der Weg nach Deutschland - in die Zwangsarbeit.
Der Film ist geprägt von Czeslawas schonungslosen Schilderungen ihres außergewöhnlichen und doch historisch beispielhaften Lebens. Im Wechsel dazu stehen Alltagsbeobachtungen im Stil des Cinema verité. Die Kamera beobachtet die Familie, die sich trotz der großen Herausforderungen eine liebevolle Haltung und einen Sinn für Humor bewahrt hat. Sie ist immer nah dran, aber nie wertend. Ermöglicht wurde dies durch das enge Vertrauensverhältnis der Filmemacherin zu den Familienmitgliedern. Mit den Kindern von Czeslawa ist sie seit mehr als zwanzig Jahren befreundet.
NACH KRIEGSENDE WUSSTE SIE NICHT, WOHIN SIE GEHEN SOLLTE.
Sie gehörte zur Gruppe der so genannten "heimatlosen Ausländer" oder, wie die Briten sie treffender nannten, "displaced persons". So nannte man all jene Menschen, die in Deutschland bleiben
mussten oder durften, weil ihnen eine Rückkehr in ihre frühere Heimat nicht zugemutet werden konnte. Dabei handelte es sich sowohl um ausländische Kollaborateure mit Nazi-Deutschland als auch um
Zwangsarbeiter, denen aufgrund der politischen Situation in ihren Heimatländern Verfolgung drohte. Aufgrund dieses Status und des Mangels an Alternativen blieb Czeslawa vorerst in Deutschland, wo
sie ihren ersten Ehemann, einen polnischen Soldaten, kennenlernte.
"DAS WAR KEIN EINFACHES LEBEN - NEIN, BESTIMMT NICHT"
resümiert Czeslawa am Ende ihrer Geschichte. Und doch wirkt sie nicht gebrochen und hat versucht, ihren Kindern ein Stück Unabhängigkeit und Kraft im Leben mitzugeben. Auch wenn sie nicht alles
wiedergutmachen konnte, zeugt der liebevolle Umgang der überlebenden Familienmitglieder untereinander von großer Akzeptanz. Ebenso ungewöhnlich ist das selbstkritische Eingeständnis der Mutter am
Ende ihres Lebens: "Wenn ich vielleicht ein bisschen mutiger gewesen wäre..."
Festivals und Preise
ZOOM – ZBLIŻENIA, Jelenia Góra, Polen
Apox Film Festival, Veli Losinj, Kroatien
Film Frames, Puna, Indien
The Great Indian Film Festival, Gurgaon, Indien
International Moving Film Festival,Chorramschan, Iran
Ichill Manila, Manila, Phillipinen, Award: Best Director
East Europe International Film Festival, Warschau, Polen
Global Nonviolent, Toronto, USA
Verashort, Veracruz, Mexiko
South Cinematographic Academy Film & Arts2020, Chile
1. Hauptpreis der Jury, Blicke, Filmfestival des Ruhrgebiets
Ich bin sehr gerührt und habe mich riesig über den 1. Hauptpreis beim Blicke-Filmfestival in Bochum gefreut.
Es ist nicht nur mein Preis, sondern auch der meiner supertollen Protagonisten, der Familie Wölfel, die mich während der Produktion des Films, davor und danach sehr warm aufgenommen und mir und
dem Zuschauer einen Blick in ihr Leben ermöglicht hat.
Ganz herzlichen Dank dafür!
Ulrike Korbach
© 2019 Ulrike Korbach , all rights reserved